SPD Neckarau, Almenhof & Niederfeld

Die Zeit der Helden ist vorbei

Veröffentlicht am 23.07.2009 in Politik

Gut besuchte SPD-Veranstaltung zu Südafrika

„Südafrika ist in der Normalität angekommen. Die Zeit der politischen Helden wie Nelson Mandela und Erzbischof Tutu ist vorbei.“ Das ist das Fazit eines Vortrags, den der ehemalige ARD-Korrespondent im südlichen Afrika Veit Lennartz bei einer sehr gut besuchten Veranstaltung der SPD im Neckarauer Volkshaus hielt. Lennartz hat sich gerade wieder ein halbes Jahr am Kap aufgehalten und brachte neue Einblicke mit.

Obwohl sich Südafrika nicht an den Finanzspekulationen beteiligt hat und die Banken gesund sind, leidet das Land unter den Folgen der weltweiten Wirtschaftskrise. „Es werden weniger Rohstoffe nachgefragt, deshalb steigt vor allem im Minensektor die Arbeitslosigkeit“, so Lennartz. Zehn Jahre lang hat das Land unter Mandelas Nachfolger Thabo Mbeki eine neoliberale Wirtschaftspolitik praktiziert, bei der die Weißen immer reicher wurden. Daneben entstand ein kleiner wohlhabender schwarzer Mittelstand. Die große Mehrheit der Schwarzen allerdings bleibt arm.

Völlig versagt habe Mbeki bei seinen Vermittlungsbemühungen in Zimbabwe und bei der Aids-Politik. Die eigene Partei, der ANC, hat den wenig populären Präsidenten schließlich aus dem Amt gekippt. Im April gewann Jacob Zuma souverän die Wahlen und ist nun der dritte schwarze Präsident der Nach-Apartheid-Zeit.

Zuma gilt als volksnah, umgänglich und pragmatisch. Er kommt von ganz unten, als Vieh-Hirte lernte er weder lesen noch schreiben. Das macht ihn bei der schwarzen Bevölkerung besonders beliebt, obwohl er in Verfahren wegen Vergewaltigung und Korruption verwickelt war. Von beiden Vorwürfen wurde er mit fadenscheinigen Begründungen freigesprochen. Seine Hausmacht gründet Zuma auf Gewerkschaften, Kommunisten, Frauenliga und ANC-Jugend. Insofern ist ein politischer Linksruck zu erwarten.

Ganz beachtlich hat sich bei der Wahl im April die Opposition geschlagen, die mit dem Slogan „Stopp Zuma“ kräftig zugelegt hat. „Solange es wirtschaftliches Wachstum, eine starke Opposition, eine unabhängige Justiz und eine kritische Presse gibt, wird Südafrika mit Abstand die stabilste Demokratie auf dem schwarzen Kontinent bleiben“, so die optimistische Prognose des ehemaligen Korrespondenten. Vor allem müsse man die Grundübel wie Arbeitslosigkeit, Aids und Kriminalität stärker bekämpfen.

Die Stimmung unter der schwarzen Bevölkerung sei überwiegend positiv. 60 Prozent sehen optimistisch in die Zukunft. Inzwischen kommen auch zahlreiche gut ausgebildete weiße Auswanderer wieder zurück, weil sie im Ausland ihre Jobs verloren haben. Und auch die Fußball-Mannschaft Südafrikas ist nach miserablen Jahren wieder im Aufwind. Die Bafana-Bafanas haben sich im Confederations-Cup erstaunlich gut geschlagen. Umso freudiger sehen die Südafrikaner der Fußball WM im nächsten Jahr entgegen, die sie zu einem rauschenden Fest machen wollen.

Im Anschluss an den lebhaften Vortrag gab es noch zahlreiche Fragen aus der interessierten Zuhörerschaft.

 

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