SPD Neckarau, Almenhof & Niederfeld

Flüchtlinge das große Thema

Veröffentlicht am 04.01.2016 in Ortsverein

Großes ehrenamtliches Engagement bei der Flüchtlingshilfe

Das Interesse war so groß, dass im Versammlungsraum des Neckarauer Volkshauses die Tische heraus und stattdessen immer neue Stühle herein getragen werden mussten und zahlreiche Menschen im Nebenraum Platz nehmen mussten. Eingeladen hatten Stadträtin Marianne Bade sowie die Bezirksbeiräte Dr. Bernhard Boll, Klaus Hesse und Mathias Kohler vom SPD-Ortsverein Neckarau, Almenhof, Niederfeld. Das Thema konnte aktueller und brisanter nicht sein: „Flüchtlinge in Mannheim, die aktuelle Situation und die Herausforderungen für die Stadtgesellschaft. Welche Hilfe brauchen unbegleitete minderjährige Flüchtlinge?“. Der große Andrang mit über 120 Besucherinnen und Besuchern zeigte, wie das Thema „Flüchtlinge“ die Menschen beschäftigt. Das betonte auch Ortsvereins-Vorsitzender Mathias Kohler bei seiner Begrüßung.

Er wies darauf hin, dass das für Mannheim seit Jahrhunderten historisch prägende Thema der Zuwanderung eine neue Dimension bekommen habe, zunächst durch die Zuwanderungen aus Rumänien und Bulgarien, aktuell durch die Herausforderungen im Zusammenhang mit der Unterbringung vieler Menschen, die auf der Flucht vor Krieg und Verfolgung in ihren Heimatländern sind. Die Welle der Hilfsbereitschaft gerade auch in Mannheim sei enorm. Diese Hilfsbereitschaft gäbe die Chance, dass wir uns als Gesellschaft schneller als in der Vergangenheit unmittelbarer Mensch zuwenden und ihnen damit einen Weg zu unseren Werten eröffnen.

Daphne Hadjiandreou-Boll, Beauftragte der Stadt Mannheim zur Koordination der Flüchtlingshilfe, gab einen Überblick über die augenblickliche Situation, die sich allerdings täglich ändert. Es sei mit dem Land eine Obergrenze von 12 000 Flüchtlingen vereinbart worden. Die Störfall-Verordnung lasse eine höhere Zahl ohne Aufstockung von Polizei und Feuerwehr nicht zu. Allerdings sei die Zuweisung Sache des Landes und die Gebäude in den ehemaligen amerikanischen Kasernengeländen seien hauptsächlich noch im Besitz des Bundes.

Die Stadt könne nur unterstützend tätig werden. Und das tut sie auch. Zurzeit sind 35 städtische Mitarbeiter/innen bei der Registrierung, Versorgung und Betreuung behilflich. Das Service-Center der Stadt sei mit 6 bis 8 Personen ausgestattet. In den Kasernengebäuden Benjamin-Franklin-Village sind zurzeit 9.000 Flüchtlinge untergebracht, in Spinelli 2.000 und in Hammonds 1.000. Dazu kommen 750 Plätze in der Landes-Erstaufnahme-Stelle (LEA) in der Industriestraße.

Mit Übersichts-Schautafeln schilderte Daphne Hadjiandreou-Boll den Weg der Flüchtlinge von der Ankunft und Registrierung bis zur offiziellen Anerkennung als Asylsuchende. Die Aufenthaltsdauer in den Erstaufnahme-Einrichtungen in Mannheim betrage im Durchschnitt 6 Monate, das ganze Verfahren dauere allerdings länger.

Die Flüchtlingsbeauftragte der Stadt lobte den Einsatz aller Hilfsorganisationen und freiwilligen Helfer*Innen, die bis an die Grenze ihrer Möglichkeiten gingen. Hilfe aus der Bevölkerung sei willkommen, aber auch Kleiderspenden angesichts der kommenden kalten Jahreszeit. Interessierte können sich im Internet unter fluechtlinge@mannheim.de informieren.

Ulrike Brors, Bereichsleiterin Beschäftigung und Soziale Arbeit des Internationalen Bundes für soziale Arbeit (IB), schilderte ihre Tätigkeit in den Notaufnahme-Einrichtungen für unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge. Der IB wurde damit vom Jugendamt der Stadt Mannheim beauftragt. 102 Jugendliche werden vom IB betreut, davon 70 in der Neckarauer Franz-Grashof-Straße. Insgesamt befinden sich etwa 300 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in verschiedenen Mannheimer Jugendhilfeeinrichtungen. Die jungen Menschen hätten Schweres hinter sich. Eine 24-Stunden-Betreuung sei notwendig. Während des Tages lernen die jungen Leute deutsch, treiben Sport oder haben andere Beschäftigungen. Sie seien hoch motiviert. Natürlich gebe es auch Probleme, kein Wunder angesichts der Traumatisierung.

Bei der anschließenden lebhaften Diskussion ging es vor allem um die Frage, wie den Flüchtlingen geholfen werden könne. Eine spontane Aktion stellte die Waldorfschule vor, die in ihren Räumen Deutsch-Kurse anbietet. Das Bach-Gymnasium will sich anschließen. Klar wurde auch, dass Hilfe herausfordernd sein kann. Wer nette Kinder mit großen Augen erwarte, werde wohl enttäuscht - so die Referentinnen. Es gehe zum Beispiel um Begleitung zu Behörden oder Ärzten, mit Wartezeiten. Außerdem seien intensive persönliche Bindungen wegen der kurzen Verweildauer der Flüchtlinge kaum möglich.

Eine Mitarbeiterin des Jugendamtes wies auf die enorme personelle Belastung hin, weil alle unbegleiteten Jugendlichen einen Vormund brauchen, der durch das Familiengericht zugewiesen wird. Und noch eine interessante Information brachte der Abend: kamen bisher ca. 85 Prozent jüngere, alleinstehende Männer, sind es jetzt mehr Familien. Wohl ein Ergebnis der Diskussion um den Familien-Nachzug.

 

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