SPD Neckarau, Almenhof & Niederfeld

Fluglärmsinfonie

Veröffentlicht am 17.10.2009 in Kommunalpolitik

Leserbrief von Rolf Weber, Neckarauer Bürger, an den Mannheimer Morgen (bisher noch nicht veröffentlicht).

Die Stadt Mannheim strebt nach der Kulturhauptstadt für das Jahr 2020. Sie geht die Sache nach dem Motto an, wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Einige Einrichtungen wie Pop-Akademie, Musikpark oder Nationaltheater stellen schon gewichtige Pfunde dar. Aber es sind noch weitere Anstrengungen notwendig.

Ein weiteres „Highlight“ im Rahmen der Kreativ-Wirtschaft scheint die Stadt Mannheim noch in die Waagschale werfen zu wollen, und zwar eine Sinfonie aus Lärm von Flugzeugen vom City-Airport in Neuostheim. Damit erweist sie der Kreativität und der Wirtschaft ihre Referenz. Diese Sinfonie soll in weiten Teilen Mannheims gehört werden. Die Proben werden schon seit dem Frühjahr dieses Jahres sehr intensiv durchgeführt.

Die ganz Eifrigen beginnen schon um 6:30 Uhr. Sie stimmen ihre Instrumente, indem sie die Motoren der Verkehrsflugzeuge warmlaufen lassen, um auf die eigentliche Probe, nämlich das voluminöse Abheben, vorbereitet zu sein. Das ist die Ouvertüre für die Menschen, um sie auf den Tag und die Sinfonie vorzubereiten. Gegen 8:00 Uhr beginnen dann die Kleinflugzeuge bis ca. 12:00 Uhr ihre Runden zu drehen und versprühen mit ihren Motorgeräuschen in Minutenabständen ihren Anteil an der Sinfonie bis weit in die angrenzenden Stadtteile. Besonders markant dabei sind zwischendurch die „flüsternden“ Töne der an- und abfliegenden Verkehrsmaschinen. Um die Geräuschkulisse etwas variabler zu gestalten, wird den Hubschraubern die Gelegenheit gegeben, ihr Können zu einer abwechslungsreichen Komposition zu Gehör zu bringen. Nach einer Mittagspause, je nach Wetter gegen 13:30 Uhr, steigen die Kleinflugzeuge als sinfonische Alleinunterhalter mit ihren Platzrunden in die Gesamtkomposition wieder ein. Von diesen sehr intensiven Proben hat der Zuhörer am längsten, denn sie beenden ihre Vorstellung, wenn sie gut drauf sind, erst gegen 20:00 Uhr.

Die Sinfonie wird seit Monaten täglich geprobt. Auch an Wochenenden mit etwas anderem Ablauf. Wenn die normalen Proben nicht ausreichen, wird an einem Wochenende ein Flugplatzfest anberaumt, um Sonderproben abzuhalten, damit am Tag X alles wie am Schnürchen klappt.

Allen Anhängern, die auf diese Art von Sinfonie stehen, wäre zu raten, sich umgehend in der räumlichen Nähe des Flugplatzes wohnlich niederzulassen. Sie könnten dann täglich bei offenem Fenster in den Genuss dieses Spektakels kommen und den Duft der großen weiten Welt schnuppern. Sie bräuchten dann nicht mehr ihre Wohnung zu verlassen, um auf den Flugplatz zu gehen, sondern sie könnten ihr Bier und ihre obligatorische Bratwurst zu Hause zu sich nehmen.

Nun gibt es aber auch Menschen, die Lebensqualität bevorzugen und gern in einem wohnwerten Umfeld wohnen möchten. Die auf ihrem Balkon oder ihrer Terrasse einige gemütlichen Stunden verbringen wollen und für diese Art von Sinfonie wenig übrig haben. Allen bisherigen Bemühungen aus der Bevölkerung, diese Wohnsituation zu erreichen, war erfolglos. Um den Belastungen zu entkommen, bleibt nur noch die Koffer zu packen und der Stadt den Rücken zu kehren; denn für die Stadt Mannheim sind diese Vorstellungen von Leben und Wohnen nicht schutzwürdig.

Für sie gilt: „Vorrang den Flugzeugen und somit auch dem Fluglärm“.

 

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