SPD Neckarau, Almenhof & Niederfeld

Sozialdemokraten nehmen sich des Themas Armut an

Veröffentlicht am 09.07.2010 in Presseecho

Neckarau: Informationsabend des SPD-Ortsvereins
Etwa 28 000 Personen, darunter mehr als 8000 Kinder, lebten in Mannheim im Jahr 2008 von Arbeitslosengeld II. Bei den Kindern seien das je nach Stadtteil zwischen drei und 48 Prozent. Im Schnitt sei jedes fünfte Kind in der Quadratestadt von Armut betroffen.

Das berichtete Dr. Volker Schanz-Biesgen vom Fachbereich Kinder, Jugend und Familie in einem Vortrag über die Armut vor der SPD Neckarau-Almenhof-Niederfeld. Der Ortsverein hatte zu dem Informationsabend über das Thema "Armut" eingeladen. Stadträtin Marianne Bade moderierte die Veranstaltung in der voll besetzten Gaststätte des Volkshauses.

Zunächst galt es zu klären, wie viele Arme gibt es, und wie sich Armut messen lässt. Dr. Schanz-Biesgen bezog sich auf eine Statistik der EU, die sich als konsensfähig erwiesen habe. Demnach sei derjenige arm oder armutsgefährdet, der über weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens verfüge. Da auf kommunaler Ebene die Einkommensverteilungen nicht bekannt seien, werde auf die Zahl der Personen, die Arbeitslosengeld II beziehen, zurückgegriffen.

Die Schere geht auseinander
Der Referent erläuterte anhand von Zahlen, dass Armut ein beträchtliches Ausmaß auch in der reichen Bundesrepublik erreicht und sich verschärft habe: 14 Prozent der Bevölkerung würden weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens beziehen. Die Schere zwischen reich und arm sei in den letzten Jahren weiter auseinandergegangen.

Armut treffe Kinder und Familien, besonders Alleinerziehende, hart. Der ehemalige Oberbürgermeister Gerhard Widder habe in seiner Amtszeit Kinderarmut als den "Skandal unserer Gesellschaft" bezeichnet. An den Zahlen habe sich in Mannheim seither so gut wie nichts geändert.

Dr. Schanz-Biesgen stellte fest, dass ein Leben in Armut vor allem schlechtere Bildungschancen der Kinder und damit die Schwierigkeit, aus der Armutsfalle herauszukommen, nach sich ziehe. Weitere Folgen seien mehr Gewalterfahrungen, Aggressivität, Depressionen und Isolation. Kinder aus armen Familien hätten seltener ein regelmäßiges Frühstück, ein warmes Mittagessen, weniger Spiel- und Freizeitmöglichkeiten und weniger Integration in Vereinen und in ihrer Schulklasse.

Beschäftigungspolitik gefordert
Zur Bekämpfung der Armut sei in erster Linie eine aktive Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik einschließlich einer Absicherung der Löhne notwendig, forderte der Referent. Dazu gehöre auch ein Ausbau der Bildungsangebote.

In Mannheim hätten Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz und der Gemeinderat im Rahmen ihrer Möglichkeiten reagiert. Den Kindern in Tageseinrichtungen und Schulen werde ein verbilligtes Mittagessen für ein Euro angeboten, was ungefähr dem rechnerischen Anteil eines Kindes für ein Mittagessen beim Hartz-IV-Regelsatz entspreche.

Des Weiteren habe der Gemeinderat auf Initiative der SPD-Fraktion im Familienpass plus ein verbilligtes MAXX-Ticket beschlossen, das ungefähr dem dafür im Arbeitslosengeld II vorgesehenen Kostenanteil entspreche. Dr. Schanz-Biesgen betonte, dass die Armen einen starken Staat benötigen - der den Reichen wohl manchmal eher ein Ärgernis sei.

red/jan
Mannheimer Morgen
09. Juli 2010

 

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